Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, im Interview:
Was sagen Sie zum Referentenentwurf zur Notfallreform?
Gut ist, dass überhaupt einer da ist, denn die Notfallreform sollte natürlich a) dringlich umgesetzt werden und b) mit der Krankenhausreform koordiniert werden, denn beides hängt sehr eng zusammen.
In welchen Punkten können Sie zustimmen?
Es gibt mehrere Grundkonzepte, die wir teilen. Das ist zum einen die bessere Vernetzung der 116117 und der 112, der Leitstellen, das ist sehr, sehr wichtig, und zum zweiten ein Ersteinschätzungsverfahren, das bundesweit einheitlich eingeführt wird und verpflichtend für alle ist.
Was sehen Sie besonders kritisch?
Kritisch ist nach wie vor das Festhalten an z. B. einem 24/7-aufsuchenden Notdienst zusätzlich zur Regelversorgung, der ist mit Personal nicht zu besetzen, dieses Personal gibt es nicht, das haben wir nicht. Und ebenfalls kritisch sehen wir die Ausrichtung der INZs, die möglicherweise doch an Zahl deutlich das übersteigen, was wir jetzt haben, auch das wird personell nicht zu stemmen sein, und es entsteht bei beiden der Eindruck für Bürgerinnen Bürger, dass wir eine weitere zusätzliche Versorgungssäule aufmachen, das ist genau das Gegenteil dessen was wir gerne kommunizieren würden, nämlich eine gezielte und gut gesteuerte Versorgung, so wie sie bedarfsgerecht ist, und z. B. Niedersachsen, die KV Niedersachsen das jetzt macht, wie die KV Bayerns das macht, wie in Baden-Württemberg es jetzt angegangen wird. Das heißt, es gibt bereits bestehende Konzepte, die wunderbar zeigen, wie eine solche Notfall- und Akutversorgung aussehen kann.
Welche Rolle soll die 116117 dann spielen?
Die 116117 müsste in einem solchen Konzept die Rolle der flächendeckenden Erreichbarkeit für ambulante Versorgung spielen, gleichzeitig auch die Ersteinschätzung vornehmen und auch den Terminservice mit abdecken. Das alles ist machbar, das kann die Nummer potenziell, wobei digital vor Telefon, vor Arztkontakt geht, das ist sowohl für die Patientinnen und Patienten gut, als auch natürlich in der Frage der Personalgestellung für uns sehr wichtig.
Sehen Sie beim Thema Notfallreform eine politische Weiterentwicklung?
Der jetzt vorgelegte Entwurf ist eigentlich cum grano salis, der Entwurf noch aus dem Hause Spahn, hat sich also nicht sehr weiterentwickelt. Wir sehen an einigen Stellen kleine Weiterentwicklungen, sehen aber immer noch die großen Dollpunkte. Ich hatte sie aufgeführt: 24/7-Dienste, Fahrdienste und auch bei der Art der INZ sehen wir noch Nachbesserungsbedarf, auch bei der Finanzierung im Übrigen.
Wie wird es nun weitergehen?
Das geht jetzt ins Verfahren, das heißt, es wird die Verbändeanhörung geben noch in diesem Monat und wir werden natürlich versuchen, unsere Argumente einzubringen und vor allem vor den Aspekten zu warnen, von denen wir genau wissen, dass sie einfach nicht darstellbar sind, weil es dafür kein Personal gibt und die Kolleginnen und Kollegen sind in den Praxen so sehr ausgelastet, dass es einfach nicht vorstellbar und realisierbar ist, dass sie zusätzlich noch irgendwelche Paralleldienste ausführen könnten.